Verkaufte Zukunft – Der Weg in eine immer größer werdende Abhängigkeit

Zwänge beherrschen unser aller Leben, allen voran der Zwang Geld verdienen zu müssen. Das mag wenig überraschen und bis zu einem bestimmten Punkt ist dieser Zwang auch keineswegs unnormal. Jeder Mensch möchte ein trockenes Dach über dem Kopf und genug Nahrungsmittel, um mindestens sein Überleben zu sichern. Eine wesentliche Rolle in diesem Zwang-System nehmen Schulden ein.
Auch Schulden sind bis zu einem gewissen Punkt keineswegs unnormal. Auf privater Ebene schulden wir beispielsweise monatlich dem Vermieter Geld für die Wohnung die er uns zeitweise überlässt. Hinzu kommt die monatliche Handyrechnung. Unser Arbeitgeber schuldet uns jeden Monat Geld für die Arbeitskraft die wir ihm anbieten. Diese Art der Verbindlichkeiten nenne ich „neutrale Verbindlichkeiten“. Sie entstehen in dieser Gesellschaft zwangsläufig aus einem natürlichen Vorgang heraus und haben nichts mit fehlenden finanziellen Mitteln zu tun. „Neutrale Verbindlichkeiten“ sind das Resultat aus einer Vorleistung die erbracht wurde, entweder von demjenigen der ein Produkt oder eine Dienstleistung anbietet oder demjenigen der dafür bezahlt.
Dann gibt es noch „negative Verbindlichkeiten“, wozu ich Ratenzahlungen und Kredite zähle. Hier bezahlt man, aus einem monetären Mangel heraus, mit Geld aus der Zukunft, Geld, welches eigentlich (noch) nicht da ist. Das ist der große Unterschied zu den „neutralen“ Schulden. Man möchte sich etwas leisten, was man sich eigentlich nicht leisten kann. Leider nimmt die Popularität dieser flächendeckend vertretenden Lebensweise, größtenteils auf Pump zu leben, nicht ab, im Gegenteil. Es ist für uns alle das Normalste auf der Welt ein Auto zu kaufen und in Raten abzubezahlen. Ein Haus bauen oder kaufen, das in 20 Jahren erst komplett von jeglicher Schuld befreit ist. Oder die Kreditkarte zu zücken und nächsten Monat erst die fällige Rechnung zu bezahlen.
Ob „neutrale“ oder „negative Verbindlichkeiten“, jeder Mensch hat Schulden. Sie sind ein wesentlicher Grund für unseren täglichen Antrieb, gleichzeitig der Steigerung unserer Abhängigkeit und den Verlust unserer Freiheit.

Aktuell, so kurz vor dem Jahreswechsel und mitten im erneuten Lockdown, ist die drohende Pleitewelle, das Sterben vieler Unternehmen, wieder großes Thema in der Gesellschaft. Haben viele Unternehmen das Jahr 2020 und den ersten Lockdown gerade so überstanden, ist die derzeitige Existenzbedrohung so groß wie noch nie.
Lassen wir mal jegliche Verschwörungstheorien außen vor und nehmen den Coronavirus als Laune der Natur hin. Niemand kann also dafür. Über politische Entscheidungen kann man sich aber streiten, erst Recht wenn sie schwere wirtschaftliche Schäden zur Folge haben. Unzählige Unternehmen kommen ohne eigenes Zutun in eine Situation, in der sie abhängig von externen finanziellen Mitteln sind und genau an dieser Stelle nimmt die Bundesregierung die Rolle des großzügigen Retters ein. Zig Milliarden Euro werden wie selbstverständlich aus der Schatulle geholt, um das unternehmerische Massensterben aufzuhalten oder besser gesagt zeitlich nach hinten zu verschieben. Denn Finanzminister Olaf Scholz stellt das Geld nicht aus seiner privaten Tasche zur Verfügung und begleicht mal soeben die Rechnung, nein, der Staat übernimmt die Kosten und verschuldet sich. Um es mit dem treffenden Buchtitel von Daniela Dahn zu sagen, „Wir sind der Staat!“. Wenn immer von Staat geredet wird, wirkt das so gesichtslos und klingt so unpersönlich. Aber hinter dem Wort Staat verstecken sich über 80 Millionen Bürger. Gemeinschaftlich sind diese über 80 Millionen Bürger in der Pflicht die gemachten Schulden zurückzuzahlen, inklusive Zinsen.
Losgelöst von der Frage wer einem Staat überhaupt Kredite gibt, ist faktisch festzustellen, dass derjenige, dank Zinsen, auf jeden Fall mehr zurückbekommt als er gegeben hat.
Ein tolles Geschäft, leider nur einseitig.

Als „Verlierer“ dieses Geschäfts blicken wir als Gesellschaft in eine Zukunft voller Zwänge und Abhängigkeiten, deren komplettes Ausmaß wir heute noch nicht vollends abschätzen können.
Damit sich die Wirtschaft konsolidieren kann und gleichzeitig aber die Schulden, inklusive Zinsen, bedient werden können, zahlen wir einen hohen Preis. Der Preis ist unsere Zeit und unsere Freiheit.

28. Dezember 2020 Geld